Gutenberg-Denkmal

Die drei berühmten Buchdrucker

Wie oft bin ich schon an dem Denkmal auf dem Roßmarkt vorbeigegangen und habe mich gefragt, wer sind die beiden anderen Herren die dort ebenfalls dargestellt sind. In welcher Beziehung standen sie zu Gutenberg?

Bei den beiden Personen handelt es sich um Johannes Fust, einen seiner Geschäftspartner sowie Peter Schöffer, einen Mitarbeiter Gutenbergs. Aber warum stehen diese drei Herren dort gemeinsam auf dem Podest und warum haben wir in Frankfurt ein Gutenberg-Denkmal? 

ab1840

Das Denkmal

Beginnen wir zuerst mit der Betrachtung des Denkmals bzw. Brunnens. Es handelt sich hierbei um ein Werk des Bildhauers Eduard Schmidt von der Launitz (1797–1869). Er schuf das ursprünglich in Terrakotta ausgeführte Denkmal der drei Herren zum 400. Geburtstag der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Das vom Frankfurter Denkmalkomitee in Auftrag gegebene Bauwerk wurde erstmals am 24. Juni 1840 der Öffentlichkeit vorgestellt.

©  Epizentrum
© Epizentrum
ab 1856

Von der Gipsfigur zur Bronzefigur

In seiner heutigen Form entstand das Denmal in den Jahren 1856 bis 1858. Der Künstler Georg Ludwig von Kreß fertigte zunächst Gipskopien der Figuren von Eduard Schmidt von der Launitz. Diese Kopien konnten von interessierten Bürgern gegen die Zahlung eines Obolus besichtigt werden. Mit dem so eingenommenen Geld und durch Spenden wurden aus den Gipsfiguren – mit der für diese Zeit völlig neuen Technik der Galvanoplastik – Bronzefiguren. Auf dem viereckigen Podest stehen die Herren Gutenberg, Fust und Schöffer.

Direkt darunter befinden sich 14 Medaillons. Bei den hier abgebildeten Personen handelt es sich um die Buchdrucker und Verleger Will Caxton, Aldus Manutius, Robert Estienne, Hans Luft, Johann Egenolf, Louis Elzevir, Siegmund Feierabend, Bern-hard Breitkopf, Giambattista Bodoni, Diderot, Carl Taunitz, Heinrich Brönner, Johann Andreae und Johann Friedrich König, allesamt bedeutende Drucker des 15.–1.9 Jahrhunderts.

Wappenschilder, allegorische Figuren und Tierköpfe

Unter den Figuren sehen wir die Wappenschilder der Städte Mainz, Straßburg und Frankfurt, die alle Wirkungsstätten Gutenbergs waren. Das vierte Wappenschild ist das der Stadt Venedig – Venedig galt als die bedeutendste Buchdrucker-Stadt der Renaissance.

Auf den vier Podesten oberhalb der Brunnen stehen allegorische Figuren. Sie zeigen die Wissenschaft, den Fleiß, die Poesie und die Theologie. Den figuralen Abschluss des Denkmals bilden die vier Wasserspeier in Form von Tierköpfen; abgebildet sind ein Stier ein Löwe ein Elefant und ein Lama. Sie stehen für die vier Kontinente Europa, Afrika, Asien und Amerika.

1397–1468

Gutenberg (Johannes Gensfleisch)

Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg wurde um 1400 in Mainz geboren und starb vor dem 26. Februar 1468 (die genauen Daten sind nicht bekannt). Forscher halten heute das Jahr 1397 als Geburtsjahr für wahrscheinlich. Sein Vater, Friele Gensfleisch, war Patrizier und Kaufmann, seine Mutter war Else Wirich. 1411 und 1413 lebte die Familie wegen der Unruhen in der Stadt Mainz zeitweise in Eltville. Vermutlich besuchte er während seiner Zeit in Mainz die Lateinschule des Stifts St. Viktor. Man nimmt an, dass Gutenberg die Universität Erfurt besucht hat. Dort gibt es eine Immatrikulation für einen Johannes de Al-ta Villa (Eltville).

Über seinen weiteren Lebensweg bis ins Jahr 1434 ist nichts bekannt. Ab 1434 lässt sich seine Anwesenheit in Straßburg belegen, zum Teil anhand von Gerichtsakten in denen es um Streitigkeiten mit Geschäftspartnern geht. 1437 gründete er mit mehreren Geschäftspartnern in Straßburg eine Gesellschaft zur Vorfinanzierung eines neuen technischen Verfahrens. Vermutlich handelte es sich hier um die ersten Entwicklungen für den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Auch diese Gesellschaft trennt sich im Streit. 

ab 1448

Aufbau einer Druckwerkstatt in Mainz

1444 verlässt Gutenberg Straßburg, ist aber erst 1448 wieder in seiner Geburtsstadt Mainz wohnhaft. Wieder lieh er sich Geld, dieses Mal von seinem Vetter, vermutlich zum Erwerb von Material und zum Betrieb einer Druckwerkstatt.

1449 traf Gutenberg Johannes Fust, der begeistert von Gutenbergs Erfindung war und 800 Gulden in die neue Technik investierte. Mit diesem Geld erwarb Gutenberg weitere Ausrüstung für seine Werkstatt. Als Pfand galten die angeschafften Materialien und Geräte.

ab 1450

Wörterbücher, Ablassbriefe, Türkenkalender und Gutenberg-Bibeln

1450 war Gutenberg mit seinem Druckverfahren soweit, dass er bereits kleine Wörterbücher, Ablassbriefe und vieles mehr, wie zum Beispiel den berühmten Türkenkalender drucken konnte. In den Jahren 1452 bis 1454 entstanden in der Werkstatt Gutenbergs in Zusammenarbeit mit seinem Gehilfen Peter Schöffer und circa 20 Mitarbeitern die 180 Gutenberg-Bibeln, von denen heute noch 49, teilweise als Fragment, existieren. Für das Vorhaben gab Johannes Fust nochmals 800 Gulden, um das gemeinsame „Werck der bucher“ herstellen zu können.

Es kam zum Streit zwischen Fust und Gutenberg, der vor einem Mainzer Stadtgericht ausgetragen wurde und den Johannes Gutenberg verlor. Er musste seine gesamten Gerätschaften und die Lagerbestände der Bibeln Fust überlassen, der die Werkstatt Gutenbergs mit Peter Schöffer weiterbetrieb. Gutenberg kehrte in sein Elternhaus zurück und gründete erneut eine Druckerei. Dieses Mal war sein Geschäftspartner der Mainzer Jurist Konrad Humery. Gutenberg verstarb vermutlich mit 68 Jahren in seiner Heimatstadt Mainz. Sein Geschäftspartner Humery erhielt die Druckgeräte aus Gutenbergs Nachlass.

1400–1466

Johannes Fust

Der Zweite im Bunde ist Johannes Fust (1400–1466). Er stammte aus einer wohlhabenden Frankfurter Familie, sein Vater war Richter und später Ratsmitglied in Mainz. Über sein Leben ist wenig bekannt, das meiste steht im Zusammenhang mit Johannes Gutenberg. Das Geld, mit dem Fust den Ausbau der Druckwerkstatt und die Herausgabe der Bibel finanzierte, hatte er selbst geliehen.

Er war daher auf die Zahlung der Zinsen durch Gutenberg angewiesen; dieser zahlte jedoch nie. Auch warf Fust Gutenberg vor, die zweiten 800 Gulden nicht ausschließlich für den Druck der Bibel verwandt zu haben. Die Zusammenarbeit der beiden dauerte insgesamt nur sieben Jahre (1448–1455). Fust betrieb die Druckerei, nachdem Gutenberg sie ihm überlassen musste, mit großem Erfolg. Verantwortlich dafür war Peter Schöffer.

1425–1503

Peter Schöffer

Der Dritte ist also Peter Schöffer (1425–1503). Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung in seiner Heimatstadt ging Peter Schöffer zum Studium nach Erfurt (1444–1448). Anschließend setzte er seine Studien an der berühmten Sorbonne fort. Ab 1449 war er in Paris als Schreiber und Kalligraph tätig und ab 1452 war er Typograph und Drucker in Gutenbergs Werkstatt. Er war beteiligt an dem Druck der sogenannten 42-zeiligen Bibel (B42), besser bekannt als Gutenberg-Bibel. Nach Beendigung der Rechtsstreitigkeiten zwischen Fust und Gutenberg und der Übernahme des größten Teils der Werkstatt Gutenbergs war Peter Schöffer zunächst Werkstattleiter.

Peter Schöffer ehelichte die Tochter von Johannes Fust, Christine. Das Ehepaar hatte vier Söhne. Alle wurden Drucker. Nach Fusts Tod übernahm Schöffer die Druckwerkstatt. Er gilt unter Fachleuten im Vergleich mit Gutenberg als der bessere Typograph, war Urheber vieler technischer und ästhetischer Verbesserungen an den Lettern und entwickelte eigene Drucktypen. Ab 1470 fügte Schöffer Buchmalerei in seine Druckerzeugnisse ein und ab 1484/1485 nahm er Holzschnitte als Abbildungen in den Druck mit auf. In seiner Werkstatt entstanden zwei reich illustrierte Pflanzenbücher (Herbarius Latinus und Hortus Sanitatis). Bis zu seinem Tod 1503 war Peter Schöffer ebenso Richter in Mainz. Peter Schöffer wird heute als bester Drucker, Verleger und Buchhändler seiner Zeit gesehen.