Herbergen in Frankfurt

Messebesucher, Kaufleute, Kurfürsten, Bildungsreisende

Heute geht es um Herbergen und Hotels in Frankfurt am Main. Im vergangenen Jahr kamen unglaubliche 6.387.089 Übernachtungsgäste nach Frankfurt und die 284 Beherbergungsbetriebe zählten 11.139.063 Übernachtungen.

Grund genug, einen Blick auf die Herbergen in Frankfurt in den vergangenen Jahrhunderten zu werfen.

ab 13. Jh.

Messe- und Krönungsstadt

Für Frankfurt als Messestadt als auch Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Könige und Kaiser hat die Beherbergung von Gästen eine lange Tradition. Die erste Erwähnung von Gästen findet sich in einem Privileg des Staufen-Kaisers Friedrich II. aus dem 13. Jahrhundert, in welchem er die Besucher der Herbstmesse in Frankfurt unter seinen besonderen Schutz stellt. Eine weitere frühe Erwähnung von Gästen in Frankfurt ist eine Anweisung des Rabbiners Elizer B. Nathan, in der er jüdischen Kaufleuten, die nach Frankfurt reisten, Anweisungen gab, wie sie sich in den Messeherbergen zu verhalten hatten.

Aber nicht nur Messebesucher kamen nach Frankfurt; spätestens ab 1356 auch die Kurfürsten und ihr Gefolge zu den Königs- oder Kaiserwahlen. Die zentrale Lage der Stadt im Reich, die gute Anbindung durch den Fluss sowie die Furt durch den Main und die Alte Brücke ab 1222 führten dazu, dass Frankfurt zu einem frühen „Verkehrsknotenpunkt“ wurde. Das gab den Ausschlag dafür, in Frankfurt Messen und Kaiserwahlen stattfinden zu lassen und führte wiederum zu regem Besuch und dem Entstehen von Herbergen.

Die Frankfurter Höfe

Zuerst wurden die Gäste in den Häusern der Frankfurter untergebracht. Jedoch entstanden mit den Jahren dauerhafte Messeherbergen wie der „Nürnberger Hof“ oder der „Augsburger Hof“, die – so vermuten die Historiker – den Messegästen aus den namensgebenden Orten Unterkunft boten. Im Jahr 1361 gab es in der Stadt nachweislich bereits 117 Herbergen, die häufig bei jeder Messe von denselben Gästen bewohnt wurden.

Auch die Klöster aus der Umgebung boten Unterkünfte an. Sie betrieben Höfe in Frankfurt, die als Herbergen und für den Verkauf ihrer Waren dienten. Zu nennen wäre hier der „Trierische Hof“ oder der „Hof des Zisterzienserklosters Arnsburg“ in der Nähe von Lich. Wenig bekannt ist über die Entwicklung der Messeherbergen und Höfe im 14. Jahrhundert. Nur eine Quelle im Stadtarchiv spricht von strengen Vorschriften für Wirte, die die Verköstigung der Gäste, die Regeln bei Tisch und die Bettruhe ab 9 Uhr abends betrafen.

Nürnberger Hof, Carl Theodor Reiffenstein
Nürnberger Hof, Carl Theodor Reiffenstein
ab 14. Jh.

Herbergen in der Neustadt

Mit der Genehmigung von Kaiser Ludwig von Bayern 1333, die städtische Fläche bis zu den heutigen Wallanlagen zu vergrößern, entstand die „Neustadt“ und mit ihr neue Flächen für Gasthäuser und Herbergen, wie zum Beispiel das erstmals 1371 erwähnte Gebäude „Zum Schwan“ im Steinweg, das ab 1592 als Herberge diente. Ein anderes Beispiel ist das „Haus zum Krachbein“ an der Fahrgasse. 1467 bot es Platz für 50 Gäste, die ihrem Besitzer während Messen oder einer Kaiserkrönung ein gutes Einkommen bescherten.

Im Großen und Ganzen befanden sich die Gasthöfe und Herbergen im 14. und 15. Jahrhundert in der Neustadt und entlang der Landstraßen, wie die damals schon bestehende Fahrgasse. Wir wissen nicht genau, wo die Landgräfin von Hessen mit ihrem Sohn, dem Gefolge und 300 Pferden im Jahr 1517 unterkam, aber es war mit Sicherheit in der Neustadt.

ab 16. Jh.

Regeln für „gasthelder“

Im 16. Jahrhundert erließ der Rat der Stadt feste Regeln für „gasthelder“ wie man die Gastwirte damals nannte. Zum Beispiel musste jeder „gasthelder“ ein Schild an seinem Gebäude anbringen, auf dem zu lesen war, dass es sich um einen Gasthof handelt.

Die Herbergswirte mussten dem Bürgermeister jeden Abend ihre Gäste mit Namen und Herkunft anzeigen. Auch waren sie für das angemessene Verhalten ihrer Gäste verantwortlich, zum Beispiel, dass diese nicht die Nachtruhe in der Stadt störten.

ab 17. Jh.

Bildungsreisende, Politiker und Diplomaten

Im 17. Jahrhundert entstanden immer mehr Gasthöfe, hauptsächlich an der Nordseite, der sonnigen Seite der Zeil. Der älteste Gasthof dort war der „Weidenhof“, in den 1705 Goethes Großvater einheiratete. Ebenfalls auf der Zeil standen auch das „Rote Haus“ und der „Römische Kaiser“.

Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlor die Frankfurter Messe an Bedeutung, die Zahl der Messebesucher verringerte sich. Die letzte Wahl eines Kaisers in Frankfurt fand 1792 statt. Nun kamen andere Gäste in die Stadt, hauptsächlich Bildungsreisende, Politiker und Diplomaten – die Besucherzahlen stiegen.

ab 1798

Hotel Englischer Hof

Ende des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Hotels weiter. Zu erwähnen sind hier das 1798 entstandene Hotel „Englischer Hof“ am Roßmarkt, errichtet von dem Architekten Nicolas Salins de Montfort – für Jahrzehnte das Luxushotel Frankfurts. Arthur Schopenhauer speiste 27 Jahre im „Englischen Hof“ und General Vogel von Falkenstein schlug 1866 hier sein Hauptquartier auf. Das Gebäude des bereits erwähnten „Hotel zum Schwan“ im Steinweg wurde 1791 durch einen Neubau mit 100 Zimmern ersetzt. Im Jahr 1792 soll hier die Verlobung von Luise von Mecklenburg-Strelitz mit dem Kronprinzen von Preußen, dem späteren König Friedrich Wilhelm III., stattgefunden haben.

Hotel Englischer Hof, Roßmarkt
Hotel Englischer Hof, Roßmarkt
ab 19. Jh.

Neue Bahnhöfe – neue Hotels

Auch im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Besucher Frankfurts weiter und das Angebot an großen Hotels stieg. Die „Erfindung“ der Eisenbahn und die zentrale Lage Frankfurts begünstigten den Anstieg der Gästezahlen.

Frankfurt erhielt in den Jahren 1835 bis 1846 gleich drei neue Bahnhöfe an der heutigen Gallusanlage mit Gebäuden für die Taunusbahn, die Main-Weser-Bahn und die Main-Neckar-Bahn. Selbstverständlich wurden in Bahnhofsnähe neue Hotels erbaut, wie das „Hotel Westendhall“.

Hotel Westendhall, Gallusanlage zwischen Taunusbahnhof und Main-Weser-Bahnhof
Hotel Westendhall, Gallusanlage zwischen Taunusbahnhof und Main-Weser-Bahnhof

Neue Straßen – neue Hotels

Auch darüber hinaus veränderte sich im 19. Jahrhundert das Stadtbild stark. Immer mehr neue Straßen entstanden, zum Beispiel die Schillerstraße, die Goethestraße und die untere Kaiserstraße. Hier steht seit 1876 der „Frankfurter Hof“ mit seinen damals 350 Betten. Die Kosten für das luxuriöse Hotel beliefen sich auf 5 Mio. Mark, das entspricht heute einem Betrag von EUR 90 Mio. Ab 1881 verfügte der „Frankfurter Hof“ über einen Telefonanschluss und elektrische Beleuchtung.

Aber auch auf der Zeil entstand ein neues Hotel, der „Russische Hof“. Ursprünglich wurde das Stadtpalais 1794 für den Seidenhändler Franz Maria Schweitzer gebaut; 1827 wurde es ein Hotel. Hier sollte der Frankfurter Frieden von 1871 geschlossen werden, aber eine nahe Baustelle verursachte so viel Lärm, dass man in das „Hotel zum Schwan“ in den Steinweg auswich. 

ab 1888

Eröffnung des Hauptbahnhofs

Am 8. August 1888 wurde nach nur fünfjähriger Bauzeit der Hauptbahnhof, damals Centralbahnhof eröffnet, der die drei Bahnhöfe an der Gallusanlage ersetzte. Die Bahnhöfe und ihre Gleisanlagen wurden abgebrochen und machten Platz für das heutige Bahnhofsviertel. Hier entstanden eine große Anzahl an neuen Hotels.

Exemplarisch sei hier das Hotel „Fürstenhof Esplanade“ genannt. Das Hotel mit 120 Zimmern, Konversationssalons, Lesesälen und Telefonen in jedem Zimmer wurde 1902 auf dem Grundstück des abgebrochenen Main-Neckar-Bahnhofs errichtet, schloss aber schon nach acht Jahren wieder seine Türen – neue Hotels, näher am Bahnhof wurden beliebter.

ab 20. Jh.

Hotels im Bahnhofsviertel

Beispielhaft für die vielen Hotels, die im Bahnhofsviertel entstanden, sollen hier die Hotels direkt gegenüber dem Hauptbahnhof erwähnt werden: Der „Englische Hof“ am Roßmarkt wurde abgebrochen und ein neuer Englischer Hof, genannt „Hotel d´Angleterre“, wurde 1902 Ecke Kaiserstraße eröffnet.

In unmittelbarer Nachbarschaft war bereits 1900 das „Hotel Bristol“ eröffnet worden. 4 Mark kostete hier eines der 120 Zimmer. Das Restaurant und das Café des Hotels waren bei den Frankfurtern wegen ihres eleganten, aber ungezwungenen Charakters sehr beliebt. Ein Zeitungsartikel lobte die Gesellschaftsräume des Bristols, die einem englischen Club glichen.

1907 entstand als unmittelbarer Nachbar des Schumann Theaters das „Hotel Carlton“. Bei seiner Eröffnung galt es als das schönste Hotel Süddeutschlands. Das im Stil Louis XV errichtete und ausgestattete Gebäude hatte 200 Zimmer, 60 Bäder und war besonders bekannt für seinen 5-Uhr-Tee mit Kapelle. Hier gastierte zum Beispiel die berühmteste Jazz- und Showband der Weimarer Republik, die „Weintraub Syncopators“.

Last but not least sei hier das „Hotel Excelsior“ erwähnt. Auf dem letzten freien Bauplatz am Hauptbahnhof erbaute die Bau-Aktiengesellschaft Hohenzollern das „Hotel Hohenzollern“, 1918 umbenannt in „Hotel Excelsior“. Es befand sich direkt gegenüber dem Nordausgang des Hauptbahnhofs in der Poststraße. Erwähnenswert sind das Wein- und Spezial-Bierrestaurant sowie die Geschäfte und ein Kino im Erdgeschoss des Hotels.

 

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen, so finden Sie weitere Informationen und eine Vielzahl an Bildern in folgenden Büchern:    
„Zu Gast im Alten Frankfurt“ von Wolfgang Klötzer ISBN 3-88034-493; oder 
„Gastronomie in Alt-Frankfurt“ von Helmut Nordmeyer ISBN 978-3-95400-125-5