Klein- und Schrebergärten

Diese Gärten sind keine Erfindung aus Frankfurt und doch haben wir hier in Frankfurt etwas Besonderes.

ab 1797

Die ersten Kleingärten in Kappeln an der Schlei

Die Entstehung der Kleingärten geht auf das Ende des 18. Jahrhunderts / Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Die ersten Kleingärten entstanden in Kappeln an der Schlei. Es ist nicht so ganz geklärt, ob die Idee hierzu von dem Prinzen von Hessen-Kassel, der dort Land besaß, oder von Pastor Schröder aus Kappeln kam, aber es entstanden dort in den Jahren 1797 bis 1814 die ersten Kleingärten. Ein Teil war für die Bürger Kappelns, die in ihrer Stadt aus Platzgründen keine eigenen Gärten an ihren Häusern hatten, der andere Teil war für bedürftige Bewohner.

Diese Gärten nannte man dann auch „Armengärten“, denn sie dienten der Versorgung der bedürftigen, oft auch kinderreichen Familien. Die Idee fand Anklang und solche Gärten gab es schnell auch in anderen Teilen Deutschlands.

Pastor Schröder gilt in der Literatur jedenfalls als „Vater der Kleingartenbewegung“ und Kappeln an der Schlei als der erste Ort Deutschlands mit einem Kleingartenverein, gegründet 1814. 

Moritz Gottlob Schreber

Wir sprechen heute offiziell von Kleingärten, ihren traditionellen Namen haben die Kleingärten aber nach dem Leipziger Orthopäden Moritz Gottlob Schreber (1808–1861).

Schreber stellte in seiner Praxis fest, dass viele Kinder wegen der drangvollen Enge in den Städten und wegen des Bewegungsmangels orthopädische Probleme hatten. Er befürwortete „Spielplätze“ für Kinder, denn Kinder brauchen Bewegung. 

ab 1864

Die Idee der "Kindergärten"

1864, drei Jahre nach dem Tod Schrebers, griff ein Schuldirektor aus Leipzig diese Idee auf und richtete sogenannte „Kindergärten“ ein. Dabei handelte es sich um große Freiflächen mit einfachen Spielgeräten, an deren Rande sich kleine Gemüsebeete für die Kinder befanden. Der Spielplatz war ein großer Erfolg, jedoch verloren die Kinder schnell das Interesse an den Gemüsebeeten. Die Eltern übernahmen die Beete und so entstanden die ersten Schrebergärten in Leipzig.

Gemälde von Curt Richter © Kleingartenmuseum Leipzig
Gemälde von Curt Richter © Kleingartenmuseum Leipzig
ab 1870

Arbeitergärten zur Selbstversorgung

Neben den Schrebergärten gab es, besonders in den Städten mit großem Zuzug durch die Industrialisierung, sogenannte Arbeitergärten, die den Menschen die Möglichkeit gaben, für wenig Geld eigene Lebensmittel anzubauen. Mit der steigenden Anzahl von Kleingärten entstand auch das Bedürfnis, sich in Vereinen zusammenzuschließen, um die Interessen der Kleingärtner gegenüber den Grundstückseigentümern zu vertreten. Die Industrialisierung ab 1870 und die steigende Zahl der Stadtbewohner war sicherlich die größte Triebfeder für die Entstehung vieler Kleingärten und Kleingartenvereine.

Die städtische Bevölkerung profitierte nicht nur von den günstigen, selbst angebauten Lebensmitteln, sondern auch von Licht und Luft in ihrem Garten, die in den Wohnungen häufig fehlte. Sowohl die Inflation der 1920ger Jahre als auch die Weltkriege und die damit einhergehende drastische Unterversorgung der Bevölkerung machten den Besitz eines Kleingartens noch attraktiver.

Heute ist Leipzig mit 52 Parzellen pro 10.000 Einwohner die Schrebergarten-Hauptstadt Deutschlands.

ab 1881

Kleingärten in Frankfurt

Seit 1881 gibt es Kleingärten in Frankfurt am Main. In einer Veröffentlichung des Landesverbands Hessen der Kleingärtner e.V. wird der Kleingärtnerverein Frankfurt Griesheim 1888 e.V. als ältester noch existierender Verein aufgeführt. Heute gibt es zwei Dachverbände mit insgesamt 111 Vereinen und sagenhaften 14.537 Kleingärten.

Die an die Kleingärtner verpachteten Parzellen befinden sich zum größten Teil in städtischem Eigentum und bedecken eine Fläche von 558 ha. Zusammen mit den Freizeitgärten auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen und Streuobstwiesen, die sich häufig in Privatbesitz befinden, sind 2,3 Prozent der Stadtfläche von Gärten bedeckt.

ab 1927

Die Frankfurter Laube

Unter der Leitung von Ernst May entstanden 1927–1929 nicht nur neue Wohnungen in der Römerstadt, auch Gärten für die Bewohner der Mehrfamilienhäuser wurden geplant.

Niemand Geringeres als Margarete Schütte-Lihotzky, die einzige Frau in Mays Team, war mit der Planung beauftragt worden. Sie entwarf vier unterschiedliche Laubentypen – ebenso wie die Wohnungen waren die Gartenlauben typisiert.

© Architekturmuseum der TU Berlin Inv.Nr. IGG2813
© Architekturmuseum der TU Berlin Inv.Nr. IGG2813

Die erhaltene Laube ist der Typ 2 und steht auf einer 270 qm großen Parzelle. Sie ist in etwa 4 qm groß und ist mit einer Schlafgelegenheit für den Gärtner, einem Tisch sowie Hocker, Regal, Werkzeugschrank und einer Fahrradkammer ausgestattet. Alles war darauf ausgerichtet, möglichst effizient einen maximalen Ernteertrag zu erwirtschaften. Dass sich dieser Kleingarten und die Laube heute in perfektem Zustand befinden, verdanken wir der Ernst-May-Gesellschaft. Die Laube wurde mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Wüstenrot Stiftung 2023 in Stand gesetzt und im September 2024 eingeweiht.

© Matthias Matzak / VG Bild-Kunst, 2024
© Matthias Matzak / VG Bild-Kunst, 2024