Winterfreuden in der Stadt

Kutschfahrten und vergnügliches Schlittschuhlaufen

1730

Winterliche Kutschfahrten

Ein beliebtes Vergnügen waren winterliche Kutschfahrten, zum Beispiel auf dem Liebfrauenberg, festgehalten auf einem Kupferstich von Salomon Kleiner aus dem Jahr 1730.

Prächtige Prunkkutschen und einfache Kufenschlitten nahmen an solchen Corsi teil, nicht immer zur Freude der Stadtregierung, denn sowohl aus dem Jahr 1486 als auch aus dem Jahr 1643 sind Verbote solcher immer größer werdenden Umzüge durch den Rates der Stadt aktenkundig.

Noch 1888 fand eine solche Schlittenfahrt auf der Forsthausstraße statt, hinaus bis zum Oberforsthaus, dort wurde gewendet, und zurück in die Stadt. Bestand hatten die Schlittenfahrten, bis das Auto die Stadt eroberte.

Salomon Kleiner „Perspective des Frauen Bergs”
Salomon Kleiner „Perspective des Frauen Bergs”
© The History Collection Alamy Foto
1914

Der Main und die Nidda sind zugefroren

Auf dem hier abgedruckten Bild aus dem Januar 1914 sehen Sie den vollständig zugefrorenen Main. Bis zur Begradigung und Regulierung des Mains war dies kein ungewöhnliches Bild. In etwa jedem zweiten Jahr war der Winter in unserer Stadt so kalt, dass der Main und die Nidda zufroren. Die Frankfurter begaben sich in großer Zahl aufs Eis, ein Wintervergnügen mit langer Tradition in Frankfurt. Goethe beschreibt in „Dichtung und Wahrheit“ einen Ausflug auf das Eis des Mains am 14. November 1774.

Zugefrorener Main 1914
Zugefrorener Main 1914
© Institut für Stadtgeschichte isgffm s7z_nr_1914 00002_001

Vergnügtes Schlittschuhlaufen

Schlittschuh wurde aber nicht nur auf dem Main und der Nidda gelaufen, sondern auch auf überfluteten Wiesen in den westlichen und östlichen Vororten, manchmal gut versorgt durch die Gastwirte, die an den Eisflächen Buden errichteten und den Schlittschuhläufern heiße Getränke und Speisen anboten. Es dauerte nicht mehr lange, dann wurde 1860 der erste Frankfurter Schlittschuhclub gegründet.

Später boten auch der Zoo und der Palmengarten Eislaufflächen für die Frankfurter an, und in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts konnte man auch auf den zugefrorenen Tennisplätzen des Sportklubs Forsthausstraße über das Eis gleiten. Dort wurden den Eisläufern auch Konzerte und Feuerwerke geboten. 

Auch wird häufig erzählt, dass in den 20iger oder 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Eis auf dem Main einmal so dick gewesen sein soll, dass man dort ein Karussell aufbauen konnte. Leider gibt es keine Bilder, die dies belegen, und so ist es wohl nur eine schöne Phantasie.

Selbstverständlich gab es noch viele andere Vergnügen im Winter wie den Weihnachtsmarkt mit seinen Buden, den Martinstrunk der Meister und Gesellen am Martinstag und das Bohnenessen am Dreikönigstag.

1924

Winterschrecken

Bei allem winterlichen Vergnügen sollte aber auch darauf hingewiesen werden, dass diese Zeit eine Reihe von Problemen für die Frankfurter bringen konnte. Die Brunnen konnten zufrieren, so dass die Bevölkerung kein Wasser hatte, und das Eis des Mains bedrohte die Brücken. 1924 brachten auf dem Main treibende Eisschollen die Pfeiler der Notbrücke, die anstelle der Alten Brücke errichtet war, zum Einsturz.

In schneereichen Wintern wusste man gar nicht, wohin mit dem Schnee und kippte ihn, wenn möglich in den Main, was aber zum Beispiel im Jahr 1889 vom Magistrat der Stadt verboten wurde. Schließlich war nach einem solch harten Winter mit Eis und Schnee die häufige Folge ein Hochwasser.

All diese Winterfreuden – wie auch die Winterschrecken – gibt es schon lange nicht mehr, der letzte kalte Winter mit viel Schnee und Eis auf dem Main war der Winter 1962/1963.