Bockenheimer Landstraße
Landhäuser, Palais und berühmte Anwohner
Von der Alleestraße "Bockenheimer Chaussée" zur Bockenheimer Landstraße
Die Bockenheimer Landstraße oder wie sie früher genannt wurde, die Bockenheimer Chaussée, ist hier in der Bildmitte als Allee mit Kastanienbäumen zu erkennen. Sie war und ist die Verbindung zwischen Frankfurt und dem damaligen Örtchen Bockenheim.
Die Bockenheimer Pforte
An der Stelle, an der sich heute die Fußgängerampel an der Neuen Mainzer Straße befindet, war zu damaliger Zeit die Stadtmauer aus dem 14.–16. Jahrhundert.
1496 wurde dort die Bockenheimer Pforte errichtet, eine der wichtigsten Pforten und Zollstellen der Stadt. Um einige Meter versetzt begann die Landstraße nach Bockenheim.
Calvinistische Kirchengemeinde
In den Jahren 1601–1608 befand sich an der Stelle, an der heute der Opernturm steht, eine kleine hölzerne Kirche der calvinistischen Gemeinde. Die Gemeindemitglieder waren Glaubensflüchtlinge aus den spanischen Niederlanden. Es war ihnen zu dieser Zeit nicht erlaubt, innerhalb der Stadtmauern ein Gotteshaus zu errichten.
Diese kleine Kirche brannte unter ungeklärten Umständen 1608 ab und erst 1792 konnte die Gemeinde im Stadtgebiet ein Bethaus am heutigen Goetheplatz errichten. In den 184 Jahren dazwischen fuhren die Gläubigen sonntäglich mit ihren Kutschen auf der Bockenheimer Chaussée nach Bockenheim, wo ihnen der Gottesdienst vom Landesherrn erlaubt war. Zu dieser Zeit gab es keine Gebäude entlang der Chaussée.
Landhäuser, Palais und berühmte Anwohner
Erst am Ende des 18. Jahrhunderts entstanden entlang der Straße sogenannte Lust- oder Sommerhäuser, denn die Natur, das ländliche Leben und die frische Luft vor der Stadt wurde unter den Bürgern Frankfurts immer beliebter. Umgeben waren die Häuser von sehr großen Nutz- und Ziergärten. Eine der ersten Familien, die sich ein solches Haus „vor den Toren“ errichten ließ, war die Familie Gontard. Sie beauftragte 1809 den bekannten Architekten Salins de Montfort für ihr Landhaus.
1807 wurde im Zuge der Schleifung der Stadtmauern das alte Bockenheimer Tor abgerissen und 1809 durch einen klassizistischen Torbau ersetzt. Entlang der Straße entstand rege Bautätigkeit. Nach und nach wurden große Palais errichtet.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das 1830 von Friedrich Rumpf für die Familie Rothschild errichtete "Palais Rothschild" in der Bockenheimer Landstraße 10. Heute können wir das Palais nicht mehr sehen, aber wie groß der Garten war, lässt sich noch heute am Rothschild Park erkennen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts bauten auch andere bekannte Frankfurter Familien große Villen an der Bockenheimer Chaussée, die 1847 in Bockenheimer Landstraße umbenannt wurde. Bekannte Anwohner der Straße waren: Familie Rothschild, Familie Berna Brentano, Charles Oppenheimer, die Familie des Bankiers Kessler, die Wilhelm Busch beherbergte und für eine kurze Zeit 1850/1851 Otto von Bismarck (Bockenheimer Landstraße 104).
Schon 1857 erhielt die Straße eine durchgehende Gasbeleuchtung und ab 1863 gab es einen "Omnibusverkehr" mit Pferdefuhrwerken zwischen Bockenheimer Warte und Ostbahnhof.
Frankfurter Zoo und Palmengarten
1858–1874 befand sich an der Bockenheimer Landstraße zwischen Unterlindau und etwa der heutigen Liebigstraße im Süden und der Staufenstraße im Norden der Frankfurter Zoo. 1874 wurde er aus Platzgründen an die Pfingstweide verlegt und es entstanden neue Straßen wie die Wöhlerstraße und die südliche Liebigstraße.
1871 wurde der Palmengarten eröffnet. Grundstock für die Pflanzensammlung war der Ankauf der Sammlung exotischer Pflanzen des Herzogs Adolf von Nassau durch eine Aktiengesellschaft Frankfurter Bürger.