Friedberger Landstraße

Alte Handelsstraße zwischen Friedberger Tor und Wallanlagen

Die Friedberger Landstraße war Teil einer alten Handelsstraße zwischen Nord- und Süddeutschland. Sie begann am Friedberger Tor in den Wollanlagen. Mit ihrer Länge von knapp 6 Kilometern spielt sie im Mittelfeld der Frankfurter Landstraßen.

Die Friedberger Landstraße trägt den Namen ihres Ziels, der freien Stadt Friedberg, die, bevor es Kraftfahrzeuge gab, eine Tagesreise von Frankfurt entfernt war.

1346

Das Friedberger Tor

Historische Quellen erwähnen das Tor bereits 1346. 1380 erhielt das Tor einen rechteckigen Turm Wie Sie auf dem Bild oben erkennen können, waren die Brücke über den Festungsgraben und das Tor aus Verteidigungsgründen nicht in einer direkten Linie errichtet worden. 1346

Die Erbauer des Friedberger Tors versprachen sich damit einen größeren Schutz vor Angreifern. Lange blieb das Tor an dieser Stelle unverändert bestehen.

1478

Die Friedberger Warte

In Richtung Bad Vilbel kommt man zu der 1478, als letzte der Frankfurter Warten erbaute, Friedberger Warte. Die im Stil der Spätgotik errichtete Warte auf dem höchsten Punkt Bornheims, dem Eulenberg, bedeckt eine Fläche von 616 Quadratmetern mit Wehr- und Wachturm, Wachhaus, Küche und Brunnenstube.

Als die Frankfurter Truppen 1546 im schmalkaldischen Krieg die kaiserlichen Truppen abwehrten, kam es an der Warte zu kriegerischen Auseinandersetzungen. 1634 brannten kaiserliche Kroaten im Dreißigjährigen Krieg Turm und Wehrhof ab. 1637 wurde die Warte wieder aufgebaut und diente seitdem als Zollhaus, als Herberge für die Chauseegeld-Erheber und als Feuerwache. Seit 150 Jahren besteht in der Friedberger Warte ein Apfelweinlokal.

1552

Erneuerung der Stadtbefestigung

Erst 1552, während des Fürstenaufstandes, ließ Conrad von Hanstein in kürzester Zeit die provisorische Bastion aufschütten und die Frankfurter Stadtbefestigung auf den zeitgemäßen Stand bringen. Es gelang ihm, dem protestanti­schen Offizier, im Auftrag des katholischen Kaisers die protestantische freie Reichsstadt Frankfurt gegen Truppen aus Sachsen und Hessen zu verteidigen. Um die eigene Artillerie im Kampf besser einsetzen zu können, wurde der gotische Turmhelm des Friedberger Tors entfernt.

Mehr als 60 Jahre dauerte es, sicherlich auch aus Kostengründen, bis sich der Rat und die Frankfurter Bürger dazu entschlossen, ihre Stadtbefestigung zu erneuern. 

Während des Dreißigjährigen Krieges begann man mit den Arbeiten am Friedberger Tor. Dieses Tor galt als nicht mehr sicher genug. Johann Adolf von Holzhausen wurde beauftragt, dort ein Bauwerk zum Schutz der Brücke über den Festungsgraben zu errichten. Konstruktionsbedingt und wegen schlechter Ausführung der Arbeiten durch die beauftragten Arbeiter brach das Bauwerk im Folgejahr zusammen.

Der nächste Festungs­baumeister war Johann Wilhelm Dilich; auch ihm misslang zuerst der Auftrag, eine bessere Stadtbe­festigung zu errichten. Von ihm stammte jedoch der Entwurf des „Neuen Friedberger Tors“ im Stil des frühen Barock. Unterstützung beim Bau der Befestigungsanlagen erhielt Dilich 1631 von dem Festungsbaumeister Johannes Faulhaber. Das Werk gelang und Frankfurt blieb im Dreißigjährigen Krieg weitgehend unzerstört. 

1792

Vertreibung der französische Besatzung

Am 23. Oktober 1792 standen französische Truppen aus Mainz vor den Frankfurter Toren. Sie marschierten mit 3000 Mann durch das Affentor in die Stadt ein und besetzten sie. Sieben Frankfurter Bürger wurden als Geiseln genommen. Infolge der Besetzung, der Geiselnahme und der verlangten 2 Millionen Gulden kam es am 2. Dezember 1792 zu einer kriegerischen Auseinandersetzung am Friedberger Tor.

Preußische und hessische Soldaten, die aus Frankreich zurückkehrten, stürmten das Friedberger Tor, um die Besatzer aus der Stadt zu treiben. Nach heftigen Gefechten, in deren Folge 55 Soldaten starben, gelang es mit Hilfe der Frankfurter Handwerksburschen, das Tor zu überwinden, in die Stadt zu gelangen und die französischen Besatzer zu vertreiben

Hessendenkmal
Zur Erinnerung an die in diesem Gefecht gefallenen Soldaten stiftete der preußische König Friedrich Wilhelm II im folgenden Jahr das Hessendenkmal. Heute steht es auf der stadteinwärts führenden Seite der Friedberger Landstraße an der Mercatorstraße. Besonders erwähnenswert ist, dass auf diesem Denkmal erstmals die Namen aller bei diesem Gefecht gefallenen 55 Soldaten ohne Berücksichtigung ihres Ranges stehen.

Die Inschrift auf der Westseite lautet: „Den Kampfgefährten aus den hessischen Regimentern, die bei der Wiedereroberung der Mainfurt am 2. Dezember einen ehrenvollen Tod fanden, ließ Friedrich Wilhelm II., König von Preußen, als bewundernder Zeuge ihrer Tapferkeit und Standhaftigkeit errichten“. Lange Zeit galt das Hessendenkmal als „das bezauberndste Frankfurter Denkmal“ (Hans Reimann, „Was nicht im Baedeker steht“, Pieperverlag München 193l.

Hessendenkmal, Friedberger Landstraße
Hessendenkmal, Friedberger Landstraße
© Georg Schmidt 2016
1813

Das Bethmann‘sche Land­haus

Vor dem Friedberger Tor befand sich ein ebenfalls erwähnenswertes Bauwerk: 1783 erwarb Johann Philipp Bethmann ein von ihm seit 1773 gepachtetes kleines Gartenhaus. Er ließ das Gartenhaus zu einer großzügigen Villa umbauen und bewohnte das Gebäude im Sommer.

Bethmann´sche Landhaus, Stich von 1847
Bethmann´sche Landhaus, Stich von 1847
© Georg Schmidt 2016

Napoleon zu Besuch 
Am 31. Oktober 1813 machte Napoleon Bonaparte auf seinem Rückzug aus der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig in Frankfurt Station. Bernard Aubin, ein Offizier der Frankfurter Bürgerwehr, ritt Napoleon entgegen und geleitete ihn über die Hanauer Landstraße und die Pfingstweide zu seinem Nachtquartier im Bethmann‘schen Landhaus.

Gegen 3 Uhr am Nachmittag begrüßt ihn der Hausherr Simon Moritz von Bethmann. Am nächsten Tag mittags um 1 Uhr brach Napoleon wieder auf.

Zu seinem Gast­geber soll er bei seinem Abschied gesagt haben: ,,Adieu Monsieur Bethmann, halten sie sich gut und fürchten Sie die Wiederkehrenden“.

Überfall Felix von Lichnowsky und Major Hans von Auerswald 
Ein weiteres Mal war das Bethmann‘sche Land­haus ein Ort der Geschichte. 1848 kam es in Frankfurt in Zusammenhang mit dem „Vertrag von Malmö“ zu Unruhen in der Stadt. Felix von Lichnowsky, Mitglied der Nationalversamm­lung, Spitzname Schnatteratowsky, ritt an die­sem Tag mit Major Hans von Auerswald, der ebenfalls Mitglied der Nationalversammlung war, aus dem Friedberger Tor hinaus. Ein Mob wütender Bürger erkannte den unbeliebten Lichnowsky und begann ihn und von Auerswald mit Steinen zu bewerfen. 

Es folgte eine wilde Verfolgungsjagd, die im Hause eines Gärtners in der heutigen Merianstraße endete. Von Auerswald wurde dabei getötet und Lichnowsky wurde verletzt. Den getöteten von Auerswald bohrt man am Hessendenkmal auf, den Verletzten Lichnowsky brachte man ins Landhaus der Bethmanns und später am Abend ins Hospital zum Heiligen Geist, wo er seinen Verletzungen erlag. 

1873

Eröffnung der Fernwasserleitung

Fährt man die Friedberger Landstraße weiter nach Norden, so erreicht man jenseits des Alleenrings auf der Höhe des Hauptfriedhofs auf der stadtauswärts rechten Seite den Wasserpark. Hier befindet sich der Hochbehälter für die 1873 eröffnete älteste Frankfurter Fernwasserleitung. 66 km wird das Wasser aus dem Vogelsberg in Wasserleitungen bis zu dem dort unter einem Hügel befindlichen verborgenen Speicher geführt. 

Die vier Kammern aus rotem Sandstein fassen 25.444 Kubikmeter Wasser und bedecken eine Fläche von 132 mal 67 Metern. Die Kammern haben eine Höhe von 4,10 Metern.

Sehenswert sind die Pumpenhäuser und der Zentralbau aus rotem Sandstein im Stil der Neorenaissance.