Justitia-Brunnen

Justitia- oder Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Römerberg

ab 1543

Samson als Vorgängerfigur

Schon 1543 befand sich an der Stelle des heutigen Justitia-Brunnens ein Brunnen mit achteckiger Brunnenschale – ihn zierte seit 1594 die Darstellung von Samson, der dem besiegten Löwen das Maul aufreißt.

Gespeist wurde der Brunnen von einer heute unbekannten Quelle vor dem Friedberger Tor.

ab 1610

Neugestaltung zu Ehren der Kaiserkrönung

Im Jahr 1610, in Erwartung einer baldigen Kaiserkrönung, entstand in der Stadt der Wunsch nach einem großen repräsentativen Brunnen auf dem Römerberg. An der Stelle des Vorgängerbrunnens entstand eine Steinsäule mit Sirenenstatuen und Tugendreliefs gekrönt von der Figur der Justitia. Inspiriert war der Brunnen vermutlich von einem um 1543 in Bern entstandenen Gerechtigkeitsbrunnen.

Der Aufstellungsort sowie das Motiv der Justitia können als Versprechen des Rates an die Bürger Frankfurts verstanden werden, dass in der Stadt Gerechtigkeit herrscht. Der Brunnenstock und die Figur der Justitia wurden von dem Frankfurter Bildhauer Johann Hocheisen (1596-1635) gefertigt. Die farbige Gestaltung wurde durch Philipp Uffenbach (1566–1636), einem Frankfurter Maler, ausgeführt.

Der neue Brunnen erhielt sein Wasser nicht mehr von der Quelle am Friedberger Tor, sondern war an eine 1607 geplante und errichtete Wasserleitung angeschlossen. Das Wasser kam von den Quellen des Friedberger Feldes, die auf einer Anhöhe hinter dem Friedberger Tor lagen.

1612, schon kurz nach seiner Fertigstellung nahm der Justitia-Brunnen bei den Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Matthias erheblichen Schaden. Denn obwohl der eigentliche Brunnen überbaut worden war, war die Bevölkerung der Stadt so begierig auf den Wein, der aus diesem Anlass aus dem Brunnen floss, dass sie den Aufbau und Teile des darunter befindlichen Brunnens zerstörten. Auch bei der Krönung von Kaiser Ferdinand II wiederholte sich das Schauspiel. Der Rat der Stadt zog seine Konsequenzen daraus und errichtete für die sieben weiteren Kaiserkrönungen in der Stadt einen eigenen (Wein-)Brunnen auf dem Samstagsberg.

ab 1874

Renovierungen

Renovierungen des Justitia-Brunnens sind für die Jahre 1652, 1705 und 1770 belegt. Trotz der Renovierungsarbeiten an dem Brunnen war er durch die Einflüsse von Wind und Wetter 1874 in so schlechtem Zustand, dass die Statue und die Brunnensäule abgebaut werden mussten. Die abgebaute Figur und der Brunnenstock wurden eingelagert. 1887 konnte durch die Spende des Weinhändlers Gerhard Dominikus Gustav genannt Gustav Manskopf (1841–1900) der Brunnen vollständig erneuert werden. Die Justitia und der allegorische Schmuck der Brunnensäule wurden nach den alten Vorbildern von dem Bildhauer Friedrich Schierholz (1840–1894) gestaltet und in der Bronze Gießerei Lenz in Nürnberg gefertigt.

Auf den vier Seiten der Brunnensäule sind die folgende Tugenden dargestellt: Gerechtigkeit, Mäßigung, Hoffnung und Liebe. Darüber befinden sich die Sirenen, die Wasser speien. Den Abschluss bildet die Justitia, ohne eine sonst übliche Augenbinde, mit ihren Attributen Richtschwert und Waage. Auch die Brunnenschale, wurde nach altem Vorbild in ihrer achteckigen Form aus rotem Mainsandstein, erneuert. Zusätzlich erhielt der Brunnen bei der Renovierung 1887 ein Ziergitter aus der Werkstatt von Alexander Linnemann (1839–1902).

ab 1945

Die Justitia wird entführt

1945 verschwand die Justitia für zwei Jahre von ihrem Platz auf dem Römerberg. Die amerikanischen Truppen stellten sie in ihrem ersten Hauptquartier, dem Haus der Metallgesellschaft am Reuterweg, auf.

Seit 1947 steht Justitia, samt Brunnensäule und Einfriedung, wieder an ihrem Platz.

ab 2016

Renovierung durch die Freunde Frankfurts e.V.

Durch jahrelange Vernachlässigung hatten der Brunnensockel, die Justitia-Statue und die Einfriedung stark gelitten. Die Freunde Frankfurts e.V. nahmen den sehr desolaten Zustand wahr und organisierten und finanzierten 2016 bis 2020 die Restaurierung.

Die Justitia-Statue und das Gitter wurde von der „werkstatt für schmiedekunst“ in Thüringen aufgearbeitet, die Wasserleitungen wurden repariert und der Brunnen durch die Errichtung von Sandsteinpollern geschützt. 2020 wurde der restaurierte Brunnen bei einem festlichen Akt eingeweiht.

Über das Renovierungsprojekt der Freunde Frankfurts e.V. lesen Sie bitte hier.