Johann Christian Senckenberg

Gründer der Dr. Senckenbergischen Stiftung

Johann Christian Senckenberg (1707–1772), ein Sohn unserer Stadt, entschied sich nach dem Tod seiner dritten und letzten Ehefrau und in Ermangelung leiblicher Erben, sein Vermögen in eine Stiftung einzubringen. 

ab 1763

Gründung

Am 18. August 1763 war es soweit: Johann Christian Senckenberg gründete die Dr. Senckenbergische Stiftung. Hauptzweck seiner Stiftung sollte die „bessere Gesundheits-Pflege hiesiger Einwohner und Versorgung der armen Kranken“ sein.

© Wikipedia, Porträt Senckenbergs von Friedrich Ludwig Hauck (1748), Dr. Senckenbergische Stiftung, Bürgerhospital Frankfurt
© Wikipedia, Porträt Senckenbergs von Friedrich Ludwig Hauck (1748), Dr. Senckenbergische Stiftung, Bürgerhospital Frankfurt
ab 1766

Planung der Einrichtung

1766 erwarb der Stifter, nach dem Verkauf seines Wohnhauses „Zu den drei kleinen Hasen“ in der Hasengasse für die Stiftung ein drei Hektar großes Grundstück am Eschenheimer Tor. Das Grundstück befand sich zwischen der Gasse „Hinter der schlimmen Mauer“ und der „Radgasse“, heute in etwa zwischen der Stiftstraße und Bleichstraße. Senckenberg hatte bereits vor dem Erwerb der Liegenschaft genaue Vorstellungen, wie das Grundstück zu nutzen sei.

Er plante die Einrichtung einer Anatomie, eines chemischen Laboratoriums und eines medizinischen Gartens. Das 1766 erworbene Gelände am Stadtrand bot ideale Voraussetzungen für sie Umsetzung dieser Pläne. Die bereits auf dem Grundstück vorhandenen Gebäude wurden Stiftsgebäude, Laboratorium, Bibliothek und Versammlungsraum. An der nordöstlichen Ecke entstand ein Anatomiegebäude und 1771 entstand auf dem Grundstück das erste „Bürgerhospital“.

Stadtansicht von 1864, F. W. Delkeskamp, © Jens Giessen
Stadtansicht von 1864, F. W. Delkeskamp, © Jens Giessen
ab 1768

Der medizinische Garten

Zwischen dem Stiftungsgebäude und dem Hospital entstand der medizinische Garten mit dem bereits 1768 von Johann Christian Senckenberg beauftragten beheizten Gewächshaus. Die Arbeiten an Garten und Gewächshaus plante und beaufsichtigte der Botaniker Johann Heinrich Baeumerth.

Vorbild und Grundlage für den Senckenbergischen „hortus medicus“ war ein eben solcher Garten in Uppsala, angelegt von dem Begründer der systematischen Botanik, Carl von Linné.

Senckenberg, der seine Doktorarbeit über die Heilkraft der Beeren des Maiglöckchens geschrieben hatte, wollte mit dem Garten den städtischen Ärzten Kenntnisse über einheimische Heilpflanzen und deren Heilkräfte vermitteln. Besonderen Wert legte Senckenberg darauf, der Garten „soll nicht aus vielen exoticis bestehen, die viele Kosten machen, damit nicht das Geld nöthigeren Dingen entzogen werde“. Plantae germaniae indigenae, also einheimischen Gewächsen Germaniens, die sich in unserem Klima wohlfühlen, galt sein Hauptaugenmerk. Deutlich sprach er sich in seinen Anweisungen an die Gärtner gegen die Anpflanzung von zu vielen Tulpen, Hyazinthen, Ranunkeln und Anemonen aus, ein medizinischer Garten sollte es werden.

ab 1771

Bauprobleme und Sturz

Natürlich gab es bei der Anlage des Gartens auch Probleme. Die Bauarbeiten am Bürgerhospital, Baubeginn war am 9. Juli 1771, verursachten immer wieder Schäden in dem noch jungen Garten. Einmal beklagte sich Senckenberg sehr über die Zerstörung einer salvia glutinosa (klebriger Salbei), “weil die Handwerksleute, die allhier im Hof arbeiten an diesen Platz gingen und den Urin daselbst abschlugen, damit wurde sie tot gepißt“.

Die Fertigstellung seines medizinischen Gartens 1774 sollte Senckenberg nicht mehr erleben – er starb 1772 bei einem Sturz von einem Gerüst an der Baustelle des Bürgerhospitals. Für die ersten fast 100 Jahre waren Frankfurter Stiftsärzte die Leiter des medizinischen Gartens, erst 1867 wurde ein Botaniker zum Leiter des Gartens ernannt.

ab 1907

Umzug und Erweiterung

Ende des 19. Jahrhunderts war das Grundstück am Eschenheimer Tor zu klein geworden – 1903 wuchsen bereits mehr als 4.000 Pflanzenarten in dem Garten. Ein Umzug war nicht zu verhindern und in den Jahre 1907/1908 verlagerte man alle Pflanzen aus dem alten Garten auf eine Fläche östlich des Palmengartens. Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle der Umzug der 300 Jahre alten Senckenberg-Eibe vom Eschenheimer Turm zum Palmengarten. Dieser neue, fast doppelt so große medizinische Garten sollte vornehmlich der Forschung der Senckenbergischen Gesellschaft und der 1914 gegründeten Universität dienen.

Gartenoberinspektor Kurt Kiehne legte bereits in diesem zweiten Botanischen Garten planzengeographische Parzellen wie das Alpinum und die Sanddüne an. 1931 begannen bereits die Planungen für den dritten Botanischen Garten und nach 6-jähriger Planung bezog der von Senckenberg gegründete botanische Garten sein neues acht Hektar großes Gelände am Rande des Grüneburgparks. Hier entstand nach Krieg und Besetzung ein Biologiecampus mit Gebäude für die Studierenden der Universität Frankfurt. Architekt dieser Gebäude war Ferdinand Kramer.

ab 2012

Stadt Frankfurt wird Träger

2012 ging die Trägerschaft des Botanischen Gartens an die Stadt Frankfurt über. Heute wachsen 5.000 Pflanzenarten in dem Garten, zumeist in pflanzengeographischen Parzellen.

Auch gibt es Beete mit Heilpflanzen, ganz im Geiste Senckenbergs. Ein Besuch lohnt sich!